05.06.2024

Rosi wird ein Jahr alt: Wie eine Schüttelpuppe am Klinikum Wurzen Kinder und Eltern schützt

Jedes Jahr werden deutschlandweit bis zu 200 Kinder auf Grund eines Schütteltraumas in eine Klinik gebracht. Grund ist meistens, dass Eltern im Affekt ihr Kind schütteln, weil das Kind schreit und die Versuche, es zu beruhigen, erfolglos bleiben.

Am Klinikum Wurzen werden seit Mai 2023 alle frisch gebackenen Eltern mit Hilfe der Schüttelpuppe „Rosi“ über die Folgen eines heftigen Schüttelns ihres neugeborenen Kindes aufgeklärt. Die Kinder- und Geburtsstation des Muldentalklinikums Wurzen kann dank einer Spende mit der Simulationspuppe die lebensbedrohlichen Folgen des gewaltsamen Schüttelns von Neugeborenen anschaulich demonstrieren. Ein ergänzender Flyer fasst die wichtigsten Fakten zusammen und bietet einen Überblick über wichtige Rufnummern für den Notfall. Die Spende geht zurück auf die Initiative #SchüttelMichNicht der Babylotsen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und den German Council of Shopping Places (GCSP). Stellvertretend für die ECE Marketplaces GmbH & Co. KG SACHSEN-ALLEE Chemnitz erfolgte durch Frau Ritschel die offizielle Übergabe der Patenurkunde dieser Initiative an das Team  der Kinderstation.

Die Simulationspuppe Rosi simuliert den Ernstfall. Wenn sie aktiviert wird, beginnt sie zu schreien. Durch Schütteln wird sie wieder deaktiviert – zeitgleich leuchten dann LED-Lampen im transparenten Kopf des Modells auf und zeigen die durch das Schütteln entstandenen Hirnschäden wie etwa gerissene Nervenbahnen und Blutgefäße.

Hintergrundinformationen: Was ist ein Schütteltrauma?

Ein Schütteltrauma kann zu bleibenden Hirnschäden bis hin zum Tod führen. Die frühzeitige Aufklärung über die Folgen soll den Familien eine Hilfestellung geben, um sie für die enormen Risiken des Schüttelns zu sensibilisieren.
Diese Sensibilisierung für das Thema Schütteltrauma ist besonders wichtig, weil jährlich deutschlandweit bis zu 200 Kinder auf Grund eines Schütteltraumas in die Klinik gebracht werden. Die Dunkelziffer liegt vermutlich doppelt so hoch. 10 bis 30 Prozent dieser Kinder überleben die dabei entstandenen Hirnverletzungen nicht. 50 bis 70 Prozent der Babys, die mit Schütteltrauma in die Klinik gebracht werden, erleiden schwerste bleibende körperliche und geistige Beeinträchtigungen. Das können Krampfanfälle, Erblindungen, Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten oder Entwicklungsverzögerungen sein. Nur 10 bis 20 Prozent der Säuglinge überleben ein Schütteltrauma ohne  leibende Schäden.
Von einem Schütteltrauma sind insbesondere Säuglinge betroffen, weil sie wegen ihrer schwachen Nackenmuskulatur den Kopf noch nicht allein halten können. Beim Schütteln schleudert der Kopf deshalb unkontrolliert hin und her. Die Folge: Das Gehirn im Schädel wird hin- und hergeworfen und Nervenbahnen sowie Blutgefäße können reißen. Das Erkennen eines Schütteltraumas ist für die aufgesuchten Ärzte nicht einfach, weil die Verletzungen oft nicht sichtbar sind und die akut auftretenden Symptome auch andere Ursachen haben können. Typische Anzeichen eines Schütteltraumas sind Blässe, Reizbarkeit, Apathie, Erbrechen, Krampfanfälle oder Atemstillstand. Es ist vollkommen normal, dass Babys schreien. In den ersten Lebensmonaten schreien gesunde Säuglinge durchschnittlich 2 bis 3 Stunden pro Tag, oft unvorhersehbar und ohne ersichtlichen Grund. Bei etwa zehn Prozent dieser Anfälle ist das Baby untröstlich, die Versuche des Tröstens durch die Eltern oder Betreuungspersonen bleiben erfolglos. Dies kann zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Frustration und Wut führen und schließlich zum Schütteln des Kindes im Affekt. Wichtig zu wissen ist, dass Babys keinesfalls absichtlich weinen, um die Eltern oder andere Personen zu ärgern. Babys sind zu so einem absichtsvollen Verhalten noch gar nicht in der Lage.

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